ja, es gibt wieder Einiges zu berichten aus dem Hochland von
Mexiko. Otto und ich hatten einige schöne Flüge, siehe zum Beispiel das
Flugbild aus ca. 3.400 m asl mit den drei Königen im Hintergrund. Das
Gebiet ist fliegerisch nicht so ganz einfach. Jeder Pilot versucht die
Konvektionszone zweier Windsysteme (Seewind aus ca. Nord und thermischer
Wind aus ca. Süd) zu erreichen, dies stellt sich oft aber als
unerreichbares Ziel heraus. Sei es, dass es an diesem Tag gar keine
Konvektionszone gibt, sei es, dass diese irgendwo verschoben
herumlungert oder sei es, dass irgendein unbekannter Wind den Piloten je
aus seinen 3.400 Metern Flughöhe zu Boden zwingt (dieser ist ja oft
nicht so tief gelegen, die Landezonen liegen zwischen 1800 und 2.200
Metern asl). So geht manch großer Flugtraum je zu Ende.
Otto hat dies gerade gestern mit einem tollen Flugabenteuer kennen
gelernt. Am Weg zum See bei sehr starker Thermik glitt er über die mit
Pinienwäldern bedeckten Cerros (Hügel). Um sicher zu gehen, eines der
wenigen Landefelder inmitten des unendlichen Waldes zu erreichen, drehte
er noch ein paar Kreise in sanfter Thermik. Diese stellte sich dann
aber als ein eher unsanftes Sinken heraus und Otto war gezwungen, den
nächstgelegenen Hang als Landewiese auszuwählen. Die Landung gelang ohne Probleme, alles mit Gopro videodokumentiert. Nun, was tun, auf
2.200 m asl (fast genau gleich hoch, wie der Startplatz) auf einer
kleinen, schrägen Wiese inmitten des Waldes? Wie könnte es anders sein
in Mexiko: Ein Goucho kam daher geritten (das ist jetzt kein
schriftstellerischer Scheiß) und half Otto beim Abbauen und Tragen des
Drachens zum nächsten Feldweg. Dort kam ein Geländewagen mit Dachträgern
gerade rechtzeitig um die Kurve und Streckenpilot nach seinem Aufsitzer
in 2.200 Metern mit ausreichend mexikanischen Kalorien laben konnte.
Ralf hatte gerade mit seinem Flug Nummer 999 (penibel mit Flugbuch
und überwiegend auch mit DHV-XC dokumentiert) zu kämpfen. Es war ein
thermisch sehr starker Tag, es fetzte einen rauf auf 2.900 Meter und
dann war wieder nichts, ich meine O Thermik für 10 Minuten oder länger,
die viele Piloten absaufen ließ. Unvermittelt riss der nächste Bart so
stark an, dass es einem beinahe die Basis aus den Fingern fetzte.
Endlich, hinter den Start mitwinds abtriefend wurden die Bärte sanfter
und verschoben sich hin zum großen Vulkan "Nevado de Tuluca" mit 4.700 m
Gipfelhöhe. Weiss der Teufel des El Penion, was Ralf veranlasste diese
0-Schieber zu verlassen (eventuell hätten sie ihn zum Vulkan geschoben)
und in eine Zone absolut sichern Sinkens einzutauchen, die ihn schon
wieder bei den "Las Penitas" - den kleinen Felsen herunter zwang.
Nun, auf Flug 999 folgte noch am selben Tag Flug Nummer 1000, ich
wiederhole Flug Nummer 1000, penibel dokumentiert, um den Fliegerlatein
entgegenzuwirken. 1000 Flüge über 31 Jahre, das muss natürlich gefeiert
werden. Auf der Landewiese im "Piano" gab es Freibier für Alle, die
Kinder erhielten einen neuen Fußball und am Heimweg gab es dann noch
echten, frisch aus dem Fass abgefüllten Tequila für die Mannschaften der
beiden Kleinbusse.
Aprops Zahlen: Otto hat schon über 26 Flugstunden und Ralf 19 Starts
erledigt, und das innerhalb von 16 Tagen. Das Fluggebiet ist
offensichtlich nicht ohne. Jetzt, wo die Thermik deutlich rauher wird,
sind nur ganz wenige Paragleitter in der Luft und der Flugraum wird mehr
und mehr zum Eldorado für Drachenflieger. Otto und ich haben die
"Pflicht" erledigt, was jetzt folgt sind nur noch "Kürläufe" und
Entspannung.
Liebe Grüße aus Valle de Bravo von Don Ralfo und Don Otto!